Also, ich fang mal an mit ner ViB-FF, viele von euch kennen sie bestimmt/vielleicht schon, vom 43874.dynamicboard.de, wo sie als erstes veröffentlicht wurde. Aber ich dachte, ich stell sie trotzdem mal rein, weil ich find, sie ist meine beste ViB-FF.
Titel: Selbstverblüffung durch irrationales Handeln
Autorin: Bibbsch
Fandom: Verliebt in Berlin
Pairing: Lisa/Rokko
Episoden: 1/1
Genre: Romantik
Warnings: fluff
Rating: G (ohne ALtersbeschränkung)
Disclaimer: ViB gehört Sat1, die Szene ist den kreativsten Winkeln meines Gehirns entsprungen.
Inhalt: Nach langer Zeit begegnen sich Lisa und Rokko auf einer Modenschau wieder. Sie erkennt ihn nicht, er weiß jedoch ganz genau, wer sie ist.
Rokko lehnte am Geländer und inhalierte die frische Nachtluft. Es tat gut, sich nach diesem ganzen Moderummel eine Pause zu gönnen, schließlich war er ja auch nicht mehr der Jüngste. Schon mehrmals hatte er überlegt, ob er in Ruhestand treten sollte, aber dann hätte er nichts mehr zu tun und davor hatte er Angst. Angst, dass ihn die Erinnerung an die Vergangenheit wieder einholen würde. Eigentlich lächerlich, denn das Ereignis, an das zu denken er unter jeden Umständen vermied, lag schon Jahrzehnte zurück.
Doch es tat noch weh wie am ersten Tag, die Wunde war frisch wie am ersten Tag. Natürlich hatte er gelernt zu vergessen, mit den Jahren, aber immer wieder drängte sich ihr Bild in seinen Kopf. Lisa. Niemals würde er sie je vergessen können. Diese Frau hatte sein Leben beherrscht wie zuvor keine andere, sie hatte ihn verzaubert vom ersten Moment an, sie war für ihn immer ein Wunder gewesen, dass er liebend gern ergründet hätte, was ihm aber sein ganzes Leben lang misslungen war. Kein Wunder, schließlich hatte sie an dem Tag, an dem sie ihn heiraten sollte, einen anderen geheiratet, David Seidel.
Rokko wurde jäh aus seinen Gedanken geschreckt, als er Glas zerbrechen hörte.
Dieses Geräusch ging von einer Frau aus, die eben wohl versehentlich ihr Champagnerglas fallen gelassen hatte. Sofort eilte er zu ihr, um ihr zu helfen, sie Scherben aufzulesen. „Hoppla, wie ist denn das passiert?“, startete er eine kleine Höflichkeits-Konversation. Er mochte zwar nicht mehr der Jüngste sein, aber von guten Manieren verstand er etwas. Doch trotz seiner Höflichkeit stockte er auf einmal mitten in der Bewegung, eine weitere Scherbe aufzuheben und starrte sein Gegenüber unverhohlen an. Er kannte diese Frau; er kannte sie fast besser als sich selbst, das hieß, er hatte sie einmal so gut gekannt, vielleicht hatte sie sich inzwischen verändert, er wusste im Moment nur eins: Er kniete vor Lisa Seidel auf dem Boden und sammelte mit ihr Scherben auf!
Seine Lisa, deren Gesicht ihm im Gedächtnis haften geblieben war, seit 30 Jahren. Er wäre fast zurückgefahren vor Schreck, riss sich aber am Riemen. Cool bleiben, Kowalski! Kaum zu glauben: Er fühlte für sie immer noch dasselbe, wie vor all der Zeit. Er war verknallt in sie wie ein schlaksiger, pickliger Teenager! Ihre Stimme klang in seinen Ohren genau so honigsüß wie vor all der Zeit, als sie sagte: „Keine Ahnung, ich... bin wohl etwas durch den Wind heute... Danke.“ Rokko verstand erst nicht, was sie ihm damit sagen wollte. Er hatte ihre Worte kaum wahrgenommen, war immer noch damit beschäftigt, sie anzustarren. Sie war alt geworden, 30 Jahre waren ja auch eine lange Zeit, aber sie war immer noch so schön, wie er sie kannte. Auf ihre Art schön, wie sie es immer gewesen war. „Oh, ja. Gern geschehen...“, hauchte Rokko und senkte schnell den Blick, als er bemerkte, das sein Gegenüber ihn ebenso anstarrte wie er sie.
Auch Lisa hatte nicht alle Sinne beisammen. Noch hatte sie Rokko nicht erkannt, doch als sie auf die Terrasse getreten war, um frische Luft zu schnappen, hatte sie dieser Fremde am Geländer wie magisch angezogen; so sehr, dass es ihr körperlich weh tat, und vor Schreck hatte sie ihr Glas fallen lassen. Sie fühlte sich mit diesem Mann verbunden auf eine Weise, in der sie noch nicht einmal mit ihrem Mann verbunden gewesen war. Ihr Mann David war zwar ganze acht Jahre mit ihr verheiratet gewesen, hatte es aber in diesen ganzen acht Jahren nicht geschafft, dass Lisa sich verstanden fühlte; was schließlich auch zur Scheidung geführt hatte. Sie schnappte nach Luft. Sicher begegnete sie diesem Mann heute das erste Mal, aber es fühlte sich so an, als kenne sie ihn schon seit immer...
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Eine Weile später:
Rokko wusste nicht mehr genau, wie, aber irgendwie war er mit Lisa ins Gespräch gekommen. Sie redeten also und redeten und Rokko fragte sich, was sie dazu bewegte, ihm ihr Herz auszuschütten, denn dass sie ihn nicht erkannt hatte, dessen war er sich inzwischen sicher. Aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass es ihm eigentlich egal war, Hauptsache er konnte hier sitzen auf dieser kühlen Terrasse mit ihr und mit ihr reden über alles.
„Kennst du das Gefühl-“, fragte er gerade, „kennst du das Gefühl, wenn man denkt, man tut in einem Moment etwas ganz Besonderes, und dabei sitzt man doch nur einfach da und lässt die Gedanken schweifen. Man erinnert sich an alles, seine guten und schlechten Tage, gute und schlechte Ereignisse. Weißt du, ich kenne jemanden, der hat mir sehr viele schöne Momente beschert, aber der letzte Moment, den ich von dieser Person kam, war durch und durch traurig, sodass sein Schatten auch auf all die schönen Ereignisse fiel. Kennst du das Gefühl?“ Tatsächlich hatte Rokko gerade seine Gedanken bei Lisa, und von ihrer ersten Begegnung auf der Bewerbercouch bis hin zur letzten vor der Kirche, noch weiter bis zur allerletzten jetzt im Moment, erinnerte Rokko sich an alles.
Lisa aber schüttelte den Kopf. Nein, dieses Gefühl kannte sie nicht, dafür ein anderes, das zu dem Zeitpunkt Oberhand genommen hatte, als sie den Fremden das erste Mal gesehen hatte. Sie glaubte sich ohnmächtig ihrer Sinne, er löste etwas in ihr aus, das sie zwar schon einmal gefühlt hatte, aber nicht wusste, bei wem und wann.
Wahrheitsgetreu antwortete sie: „Nein, das nicht, aber ich kenne ein anderes Gefühl...“
Mehr konnte sie schon nicht mehr sagen, sie spürte nur noch, wie sie ihn küsste. Verblüfft löste sie sich wieder von seinen Lippen. Wieso hatte sie das getan, wieso hatte sie ihn geküsst? Sie kannte ihn ja noch nicht einmal! „Entschuldigung, das wollte ich eigentlich gar nicht. Ich weiß auch nicht, wieso- ich hab mich quasi selbst überrascht!“ Rokko dachte mit einem Lächeln noch einmal an den Tag, an dem er und Lisa Twister gespielt hatten und erwiderte dann: „Grandios! Selbstverblüffung durch irrationales Handeln! Daran arbeite ich schon seit Jahren, davon müssen Sie mir unbedingt mehr erzählen! Außerdem: Gegen den Kuss war nichts einzuwenden- ich bin das letzte Mal so vor 30 Jahren geküsst worden!“
Lisa lächelte Rokko, von dem sie immer noch nicht wusste, dass er es war, unsicher an und ihr fiel auf, dass jemand einmal ganz ähnliches zu ihr gesagt hatte: Rokko...
Hoffe, es hat euch gefallen, und wenn ihr lieb reviewt, bekommt ihr einen Keks.
PS: Kleine Anmerkung an die Hardcore-ViB-Fans unter euch:
Wie war das noch gleich?
Lisa kam in Rokkos Wohnung,
R: "Sie wissen doch, ich liebe Überraschungen!"
Darauf Lisa: "Aber ich nicht..."
Darauf wieder R: "Grandios! Selbstverblüffung durch irrationales Handeln! Daran arbeite ich schon seit Jahren, davon müssen Sie mir unbedingt mehr erzählen...“
Eine meiner Lieblingsfolgen... Ach, es ist so schön, in Erinnerungen zu schwelgen... <3