Sebastian betritt das Zimmer und schließt die Tür hinter sich.
Mein Gott, das Zimmer ist wirklich klein.
Er schaut aus dem Fenster.
Aber schöner Ausblick.
Er lässt sich in den Stuhl fallen.
Da kennt man eine Person schon von klein auf und weiß doch so wenig von ihr. Ich wusst nicht, dass Stefan noch ne Tochter hat und dass er eigentlich Amy verlassen und betrogen hat. Das hätte ich nie gedacht. Ich war damals ja auch in Amy verliebt, aber sie war ja fast 10 Jahre älter als ich. Aber ich war verliebt in sie. Wie sie wohl heute aussieht? Ich hoffe sie wird bald wieder gesund. Sie war damals so herzenswarm und freundlich zu mir, so wie meine Mutter das schon lange nicht mehr für mich war. Ich hatte zu ihr eine fast geschwisterliche Beziehung. Es wäre so schön, wieder mit ihr zu reden und sich geborgen zu fühlen.
Diese Gedanken beschäftigen Sebastian eine ganze Weile.
"Hey. Ich fahre jetzt mit Lauren ins Krankenhaus zu Amy. Falls du was zu essen möchtest, im Kühlschrank ist Zeug und ich hab dir 5 € auf den Tisch gelegt. Wir sind spätestens um 5 wieder da. Bis dann."
Stefan verspricht Sebastian Amy zu grüßen und macht sich dann los.
Nun ist Sebastian alleine und fühlt sich jetzt erst richtig angekommen. Er macht das Fenster auf und atmet die frische Luft ein.
Vielleicht wird das Leben hier doch nicht so öde. Cousin Stefan ist nett, aber jetzt wo ich weiß, dass auch Amy hier wohnt, fühle ich mich einfach toll. Sie ist immer wie eine große Schwester für mich gewesen. Eine, die ich nie hatte. Und ihre Tochter ist voll süß, das haben die beiden gut hinbekommen, besonders Amy. Ich freue mich schon, wenn sie wieder fit ist, dann werde ich sie besuchen.
Sebastian war kurz zuvor aufgewacht und sich schnell ein Shirt übergeschwungen, als Lauren die Tür aufreist und ihn umarmt.
"Was? Amy ist wach? Geil, das ist sau geil."
Er freut sich mit Lauren.
"Ich werde sie dann mal schnell besuchen gehen."
Er zieht sich schnell an.
Vielleicht nehme ich Caro mit, dann weiß sie endlich, wer die andere Frau ist, von der ich schon immer geschwärmt habe und auf die sie eifersüchtig gewesen ist.
Sebastian hatte sich in das Zimmer eingeschlossen. Als er vor zwei Tagen in die Schule kam, wurde Caros Leiche gerade abgeholt. Er hatte nichts mitbekommen und wusste zuerst nicht, dass es sich um Caro handelt. Als er dies dann von Melanie erfahren hatte, brach er zusammen. Aufgewacht ist er wieder im Krankenzimmer, wo Stefan bei ihm war.
Warum Caro? Warum jetzt? Sie war doch meine zweite Hälfte, mein besseres ich. Ich verstehe das einfach nicht. Es bricht mir das Herz. Ich will auch nicht länger leben.
Sebastian fing wieder an zu heulen. Keiner konnte ihn beruhigen, wahrscheinlich Amy, aber die war ja verschwunden. Sebastian könnte sie jetzt gebrauchen. Sie war immer für ihn da und jetzt wäre es nötig, sie bei sich zu haben.
Wäre ich doch an Caros Stelle gestorben. Sie war doch einfach das Leben. Sie hatte eine Familie. Ich hingegen habe gar nichts. Aber wirklich nichts. Mir blutet das Herz. Ich will auch nicht länger leben. Ohne Caro ist mein Leben sinnlos.
Sebastian war zu allem entschlossen. Er hatte vor der Haustür am Morgen auch noch Caros Tagebuch gefunden, in dem stand, dass sie sich wieder in ihn verliebt hatte. Sebastian hatte sich ein Ziel gefasst. Er wollte sein Leben beenden. Ohne Caro würde es keinen Sinn machen.
Ich gehe zur Beerdigung und dann werde ich mich umbringen. Ich werde zu Caro gehen. Sie kann doch nicht alleine bleiben.
Sebastian hatte sich in der Stadt eine Waffe mit Munition gekauft. Nach der Beerdigung wollte er sich ein Ende setzten und zu Caro "fliehen".
Stefan kommt an die Tür und da er weiß, dass sie geschlossen ist, redet er davor.
"Sebastian? Ich weiß, dass du mich hören kannst. Ich habe mit deiner Mutter telefoniert. Sie ist total am Boden über die Nachricht und sie macht sich genauso Sorgen um dich wie ich."
Er macht eine kurze Pause.
"Ich habe lange mit ihr telefoniert und sie hat mir gesagt wer dein Vater ist. Du wirst sicherlich erstaunt sein. Amy ist deine Schwester, denn ihr Vater ist auch dein Vater. Hendrik Wallander ist dein Vater."
Stefan beschließt dann ins Wohnzimmer zu gehen, da er ahnt, dass Sebastian nun rauskommen würde.
Amy kommt, nachdem Stefan sie reingelassen hat an die Tür. Sie redet auf Sebastian ein, der ihr dann die Tür öffnet. Sie schließt ihn ganz fest in die Arme und ihr laufen ein paar Tränen über die Wange.
"Es tut mir so leid. Ich wünschte das wäre nicht passiert."
S-> Jetzt ist sie tot.
"Ich weiß, du hast sie geliebt. Aber du darfst jetzt nicht aufgeben. Wir brauchen dich noch, ich brauche dich."
S-> Ich weiß, aber ich kann nicht mehr.
"Du musst nicht mehr können, solange du noch willst. Ich bin doch jetzt da, ich bin für dich da."
S-> Ja, meine Schwester ist da.
Amy schaut ihn irritiert an und Sebastian erzählt es ihr.
S-> Wir sind Geschwister. Mein Vater ist auch dein Vater.
Amy muss das erstmal schlucken, sie will Sebastian jetzt einfach nur zur Seite stehen und für ihn da sein.
"Du bist geschockt, oder? Du willst mich nicht als Bruder, oder?"
Er schaut sie an.
A-> Quatsch Sebastian. Red doch nicht so einen Unsinn. Du weißt wie viel du mir bedeutest und das du für mich schon immer wie ein kleiner Bruder warst, auch ohne das selbe Blut. Diese Sache ändert rein gar nichts an unserer Beziehung, außer dass wir jetzt richtige Geschwister sind.
Sie schloss ihn in den Arm. Sebastian tat das gut. Das erste Mal kam er von seinen Selbstmordgedanken ab, auch wenn sie noch nicht ganz verflogen waren.
"Gehst du mit mir zur Beerdigung von Caro, bitte?"
A-> Natürlich. Ich habe sie zwar nur einmal kennen gelernt, sie aber sofort ins Herz geschlossen. Sie war so ein liebes Mädchen und ich hätte euch gewünscht, dass ihr glücklich werdet.
"Danke. Das habe ich auch. Das schlimmste ist jedoch, wir sind nicht gut auseinander gegeangen. Sie war von meiner Liebesoffenbarung so geschockt, dass sie wegrannte. Danach habe ich sie nicht mehr gesehen. Das tut so weh."
A-> Ich verstehe, aber du musst daran denken, immerhin hattet ihr eine schöne Zeit und die solltest du nie vergessen. Dann wirst du auch sie nie vergessen.
"Danke, du bist so lieb."
Er umarmte sie und ließ seinen Tränen freien Lauf.
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